Sonntag, 3. Juni 2012

Der Anfang nach dem Ende.

Ersteinmal muss ich ankommen.

Zuhause. Und in dieser Blog-Welt.

 

Worum geht es hier? Wer bin ich und bezwecke ich mit diesem Blog? Diese Fragen möchte ich zunächst kurz beantworten:

Ich bin eine Frau, 27 Jahre alt. Mein bisheriges Leben war normal, weitgehend unbeschwert, bis auf die vielen kleinen und großen "Problemchen", die man eben so hat. 2005 war bei mir eine so genannte "Autoimmunhepatitis" diagnostiziert worden, jedoch besserten sich meine Beschwerden unter den Medikamenten innerhalb weniger Monate, die Laborwerte sahen ebenfalls immer gut aus, so dass ich damit rechnete, auch weiterhin wie jeder andere Mensch leben zu können.
Ich lebte also. Studierte weiter, lachte mit Freunden, genoss das Leben, meldete mich zu selten bei meiner Familie, ärgerte mich über Alltägliches - alles ganz normal. Genauso normal, wie ich vor einigen Monaten beschloss, nach zweijähriger Fernbeziehung zu meinem Freund zu ziehen. Nach Berlin, wie aufregend und cool! Erst den Umzugsstress hinter uns bringen und dann Pläne machen, einfach leben, leben, leben.

Und nun?

Anfang Mai ging es mir "irgendwie nicht gut". Ich schob es auf eine Magenverstimmung, Lebensmittelunverträglichkeiten oder ähnliches. Es war gerade Freitag, ich dachte mir, wenn es bis Montag nicht besser sei, könne ich ja immer noch zum Arzt gehen. Es wurde nicht besser. Mit letzter Kraft schleppte ich mich zur nächstgelegenen Arztpraxis, für weitere Wege war keine Kraft mehr in mir. Die Ärztin sah mich an und sagte "Sie sind ja ganz gelb!"
Schlagartig fiel mir die Autoimmunhepatitis ein. Damals fing es auch so an: Übelkeit, Gelbsucht... Ich konnte der Ärztin gerade noch meine Vorerkrankung nennen, dann brach ich zusammen.

Diagnose: Leberzirrhose Child C, ich brauche eine Transplantation.

Von diesem Tag an verbrachte ich ungefähr 4 Wochen nonstop im Krankenhaus, bin erst seit vorgestern wieder zuhause. 

Es war ein Trip quer durch die Hölle.

Dieser Blog soll nun dazu dienen, meine Gedanken zu ordnen, Erlebtes aufzuschreiben, das in Worte zu fassen, was ich bisher nicht aussprechen konnte: das Grauen, die Angst, die Schmerzen, die Fragen und Antworten, die Schicksale anderer, den Ekel. Aber auch die Lichtblicke, die es immer wieder gab: Menschen, die mir beistanden, Hoffnung, Trost. Und natürlich: die Fakten über den Krankheitsverlauf, Statistiken, Namen...
Außerdem möchte ich es auf diesem Wege meiner Familie und Freunden ermöglichen, an all dem teilzuhaben, was mir passiert. Um ihnen einige schlimme Details nicht zuzumuten, werde einige Bereiche des Blogs vielleicht nicht öffentlich zugänglich sein.
Vielleicht lesen auch andere Betroffene oder Angehörige von Transplantationspatienten hier mit und sind an einem Gedanken- und Erfahrungs-Austausch interessiert, darüber würde ich mich freuen.

Ein weiterer erfreulicher Nebeneffekt wäre, wenn dem einen oder anderen Leser das Thema Organspende bewusst gemacht wird, Denkanstöße vermittelt werden... Belehren möchte ich niemanden, nur mittteilen, berichten.

Außerdem werde ich versuchen, eine Linksammlung anzulegen, mit Websites für Betroffene und Interessierte.

Aber zuerst: hier ankommen.

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